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Phase 62: Januar bis März 2015
Ein neues Jahr mit den Problemen des alten. Kaum hat sich die öffentliche Aufmerksamkeit anderen Katastrophen zugewandt, sind alle offiziellen Versprechen „Schnee von gestern“. 10 Wochen nach dem schlimmen Erdrutsch in Koslanda, bei dem fast 100 Familien obdachlos wurden, vegetieren die Opfer in provisorischen Lagern. Kein Wunder also, dass mehr und mehr der betroffenen Kinder zu uns gebracht werden, so wie diese drei Schwestern, die am ersten Tag des Jahres 2015 vor unserem Tor stehen, in den Händen all ihre Habseligkeiten.
Ohnmacht, die weh tut! Nicht immer dürfen wir so, wie es für die Kinder gut wäre! Gerade die Opfer von häuslicher Gewalt, die vom Gericht zu uns geschickt werden, müssen diesen Ort der Zuflucht oft schon nach einigen Monaten wieder verlassen, nicht selten auf Druck derer, die sie an Leib und Seele verletzt haben, ihrer Eltern. Wenn die nämlich versprechen, dass sie sich bessern und ihre Kinder wieder haben wollen, werden wir häufig von den Behörden gezwungen, diese Kinder ziehen zu lassen.
So richtig gefeiert wurde in Little Smile im Januar nicht am Neujahrstag, sondern am tamilischen Feiertag Thai Pongal. Bei Sonnenaufgang trafen sich alle Kinder und Betreuerinnen oben in unserem Bubenheim auf Hill Top. Gemeinsam zog man rüber zum Berggipfel „Heavensdoor“, um beim Sonnenaufgang zu beten. Danach wurden von Michael Kreitmeir und der dienstältesten Betreuerin Bawani alle Kinder gesegnet.
Es scheint noch gar nicht so lange her, da war Saroja unser Nesthäkchen, war die Kleine, die Süße. Süß ist sie immer noch, aber klein nicht mehr. Im Januar kann die 12jährige ihre „Big-Girl-Zeremonie“ feiern und wie immer tut sie das mit einem Lächeln. In Sri Lanka wird jedes Mädchen nach der ersten Monatsblutung auf diesen neuen Lebensabschnitt vorbereitet, aber auch mit dem ersten Goldschmuck und neuer Kleidung beschenkt.
Wenn das kein Grund zur Freude ist! Ende Januar kommen als verspäteter Weihnachtsgruß Nürnberger Lebkuchen im Bergurwald von Sri Lanka an. Und so gibt es am letzten Sonntag im Januar diese bayerischen Spezialitäten für die beiden Bayern Michael Kreitmeir und Annkathrin Blank, aber auch für die einheimischen Betreuerinnen.
Immer wenn ehemalige Kinder uns besuchen, gibt es viel zu erzählen, auf beiden Seiten. Und manchmal können die Kids von einst bereits stolz ihren eigenen Nachwuchs präsentieren, wie diese beiden Schwestern, die von 2000 bis 2006 im Kinderdorf lebten. Und weil für die damals wie heute Michael Kreitmeir der Lokuthaththa, der große Papa war uns ist, wird er so quasi zum Opa. Wie viele Enkel er nun schon hat? Er wisse von 48, mit den beiden ist das halbe Hundert voll, sind aber sicher noch viel mehr, so Lokuthaththa stolz.
Anstatt wie viele andere Jugendliche draußen monatelang untätig auf die Prüfungsergebnisse zu warten, haben die Zwillinge Mikel und Robin, Amile und Prashanti beschlossen, in Little Smile mitzuarbeiten. Anfang Februar bekommen sie dann zum ersten Mal in ihrem Leben selbstverdientes Geld in die Hand. Das Kuvert wird, als gutes Beispiel, im Bubenheim auf Hill Top überreicht.
Im Februar wird in den Ruinen eines verfallenen Hindutempels eine Pooja gefeiert und der Segen für die bevorstehende Totalrenovierung erbeten. Dieser Kovil liegt direkt neben dem Bubenheim Hill Top. Nach dem Tod des Tempelwächters verfiel das Gebäude, verschwand schließlich unter meterhohem Unkraut. Der Leiterin von Hill Top Bawani ist es seit Jahren ein Herzenswunsch diesen Tempel wieder aufzubauen und mit Leben zu füllen.
Eine wirklich große Familie! Ende Februar ist die magische Grenze erreicht, leben, lernen und lachen 100 Kinder gleichzeitig in Little Smile. Es ist sicher leichter einen Sack Flöhe zu hüten als all diese Kids und die Betreuerinnen auf ein Foto zu bringen. Am letzten Sonntag im Februar versuchen wir es trotzdem vor unserer Little Smile Schule und natürlich fehlen wieder welche.
Gruppenbild mit drei Damen: Anka besucht an ihrem Geburtstag auch Bawani mit ihren 24 Jungs im Bubenheim und nimmt, quasi zur weiblichen Unterstützung, unsere Leoni mit. Klar, dass die Fränkin an ihrem zweiten Geburtstag in Little Smile auch dort gefeiert wird. Glückwunsch Anka, dass du nun so richtig zu unserer Familie gehörst!
10 Jahre ist es her, dass Dominik Pfuhler aus Eichstätt das erste Mal im Kinderdorf war. Wen Little Smile einmal in seinen Bann gezogen hat, den lässt diese ganz andere Art zu leben nicht mehr los. Und so werden alte Erinnerungen ausgetauscht und über all das, was sich seit dem letzten Besuch hier getan hat, gestaunt.
Wer wie diese Mädchen selbst im Stich gelassen wurde, der hat ein großes Herz für verlassene und hilflose Tiere wie diese Straßenhunde. Mindestens zwei Mal pro Jahr, etwa ein Monat nachdem die Welpen geboren werden, beginnt auf den Straßen und Hinterhöfen des Landes das „große Sterben“. Gleich vier Hundewelpen hat man, eingeschnürt in einen Sack, vor unser Tor geworfen. Wir werden alles versuchen, werden Medizin kaufen, die armen Tiere entlausen, waschen und füttern. Trotzdem werden sie im Laufe von zwei Wochen alle sterben und bitter beweint.
Nicht nur der Eingang zu unserem Ausbildungskrankenhaus für Ayurveda Medizin in Buttala wurde neu gestaltet. Seit der ehemalige Little Smile Schützling Saradha dort das Kommando übernommen hat, geht es stetig bergauf. Im März beginnen gleich 14 junge Damen mit der Ausbildung zur traditionellen Ärztin.
Wenn es an 365 Tagen im Jahr dreimal täglich Reis gibt, dann ist sogar weiches Weißbrot etwas ganz besonderes. Kein Wunder also, dass die Begeisterung über ein Brotfrühstück groß ist. Dabei war diese Abweichung von unserem Speiseplan aus einem Personalengpass entstanden. Zwei unserer Auszubildenden hatten Mitte März einen guten Beruf draußen gefunden und so war das Reiskochen jeden Morgen um 4 Uhr schwierig geworden. Und so gibt es nun dreimal in der Woche am Morgen Brot. Mal sehen, wie lange die Begeisterung anhält.
Ein Three Wheeler mit dickem Blech und einer noch dickeren Geschichte. Weihnachten 2002 schenkte Michael Kreitmeir dem Kinderdorf dieses Gefährt, das auf den Namen seinen jüngsten Sohnes Marco getauft wurde und seine Jungfernfahrt in die Christmette nach Beragalle absolvierte. Nach einer recht wechselhaften Geschichte, wo Marco 2 in einem Tempel aber auch im Kulturzentrum bei Galle diente und leider recht stiefmütterlich behandelt wurde, holte Kreitmeir ihn zurück ins Kinderdorf. Nach einer Komplettrenovierung strahlt Marco 2 nun mit seinen neuen Herren, Saradha und ihrem Ehemann Nilesh in Buttala um die Wette.
Genau gegenüber der Little Smile Schule war vor Jahren eine Autowerkstatt gebaut worden. Der Lärm und die Verschmutzung waren schlimm. Dann kam im Oktober 2014 der große Regen und Werkstatt und auch die angrenzenden Häuser kamen ins Rutschen. Little Smile übernahm das Land, baute Stützmauern und pflanzte Bäume. Ende März dann begannen die Arbeiten zu einer Aussichtsterrasse, ganz nach dem Motto: Aus hässlich mach schön!
Die Grundsteinlegungen und damit die Bauarbeiten reißen für Little Smile einfach nicht ab. Und weil es nahezu unmöglich ist, gute und auch noch ehrliche Baufirmen zu finden, baut Little Smile alles in Eigenregie mit eigenen Arbeitern. Ende März sind eine Gemeindehalle, ein Tempel, ein dreistöckiges Schulgebäude und zwei Kindergärten im Bau.
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