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Phase 65: Oktober bis Dezember 2015

Jedes Land feiert ihn an einem anderen Datum, in Sri Lanka ist es der 1. Oktober. In Little Smile jedoch ist jeden Tag „Childrensday“. Unser Jüngster ist knapp 4 Monate, die Älteste 28 Jahre, doch egal wie alt, ob Junge oder Mädchen, alles, wirklich alles dreht sich bei uns um Kinder und ihr Wohlergehen. Durch Lobreden und offizielle Feierstunden wurde noch kein Kinderlächeln geboren, wohl aber im alten Kinderkarussell. Für die 12jährige Dikshi ist es der allererste Ritt auf dem Holzpferd.
Fast alle Kinder feiern bei uns zum ersten Mal Geburtstag. Dieses Fest wird in Sri Lanka kaum begangen. Bei uns aber ist der Gedenktag der eigenen Geburt wichtig! An diesem Tag steht das jeweilige Kind im Mittelpunkt und erlebt so, dass auch in einer großen Gemeinschaft jeder einzelne zählt. Bananen aus unserem Garten, Kekse, eine brennende Kerze und die besondere Aufmerksamkeit von Lokuthaththa, es braucht gar nicht so viel zum Kindergeburtstagsglück.
Im Oktober übernahmen Kaushalia und Dilukshi die Verantwortung für unseren Hühnerstall. Vor dem Preis war jedoch viel Fleiß notwendig. Auch zu viele Hähne waren nicht förderlich und so musste so einiges verändert werden, bevor unsere Hühnergirls stolz ihr erstes Ei präsentieren konnten.
Wo Kinder leben gibt es viele Beulen und blaue Flecken. Und wer wie wir weit weg von einem richtigen Krankenhaus lebt, der braucht Spezialisten im Verbinden und Trösten. Auch bei Hansela waren die Tränen schnell getrocknet, die Platzwunde am Kopf brauchte da schon länger zum Verheilen.
Nichts ist wichtiger als die beste Freundin. Gerade wenn man ohne Mutter, ohne Vater, ohne eigene Familie aufwachsen muss, zählt so eine Freundschaft besonders. Manche sind für lange Zeit unzertrennlich, teilen Freud und Geheimnisse, bei anderen wechseln die Freundschaften schnell. Alleine freilich ist Niemand, bei mehr als 100 Kindern hat man eher die Qual der Wahl, auch was die Busenfreundin betrifft.
Am 29. Oktober 2014 verschluckte ein gigantischer Erdrutsch ein halbes Dorf. Nur weil am Morgen kurz vor 8 Uhr die meisten Bewohner unterwegs, die Kinder in der Schule waren, gab es nur knapp 50 Tote. Für den Mann, dessen Frau, einziger Sohn, Schwiegertochter und Enkelkind für immer im Schlamm verschwanden, ist dies kein Trost. Trotz zahlreicher Versprechen, ein Jahr später hatte er keinerlei Hilfe erhalten. Nur wir unterstützen ihn. Michael Kreitmeir zeigt ihm am Jahrestag der Katastrophe die Asche seiner Mutter mit den Worten: „So lange wir geliebte Menschen in unserem Herzen tragen, sind sie nicht wirklich verschwunden.“
Durch die vielen Aufgaben und die sehr schwierigen Wetterverhältnisse schafft es Michael Kreitmeir an manchen Tagen einfach nicht, im Bubenheim auf Hill Top vorbeizuschauen. Umso größer die Freude, wenn Lokuthaththa vorbeikommt und Bawani bei der Erziehung der Jungs unterstützt.
Offiziell befindet sich Sri Lanka in einem wirtschaftlichen Aufschwung, ist vom Entwicklungsland zum Schwellenland aufgestiegen, doch der neue Wohlstand verteilt sich weder gerecht noch gleichmäßig, im Gegenteil. Und weil mehr und mehr Menschen, besonders Kranke, Alte und alleingelassene Frauen mit Kindern den Preis dieses Fortschritts bezahlen müssen, steigt die Zahl derer, die in Little Smile Hilfe suchen. Alleine im Jahr 2015 haben wir bis Anfang November 38 neue Kinder aufgenommen, trotzdem wird die Warteliste immer länger.
Deepavali, das Fest des Lichts, beinahe wäre es ins Wasser gefallen. Seit September regnet es fast ununterbrochen in Sri Lanka und ungewöhnlich heftig. Wieder gibt es zahlreiche Erdrutsche, oft sind die Straßen unpassierbar, fallen Strom und Telefon aus. Gefeiert wird bei uns trotzdem, wie hier vor dem Sunshinehaus, auch wenn die kleinen Öllampen vom Wind schneller ausgeblasen werden als die Kinder sie anzünden können.
Seit Mitte September regnet es, teilweise so heftig, dass das abfließende Wasser auch kleine Tiere mit sich reißt. Besonders für Schlangen stellen Kälte und Dauerregen eine Gefahr dar. Also vergessen sie ihre natürliche Scheu und kommen in die Nähe und sogar in die Häuser. Bei giftigen Zeitgenossen wie dieser grünen Viper ist das kein Vergnügen. Da wir keine Tiere töten, bleibt Michael Kreitmeir nichts anderes übrig als die ungebetenen Hausgenossen zu fangen und weit weg vom Kinderdorf wieder freizulassen.
Das katastrophale Wetter gibt uns nicht viele Gelegenheiten für Ausflüge. Eine Regenpause im November nützen wir, um ein Hinduheiligtum in unserer Nähe zu besuchen. Nach dem Gebet bei mehr als 1000 Göttern auf dem zahllosen Stufen zurück zur Straße fühlen sich einige unserer Mädchen fast wie auf Treppen zum Himmel.
Zugegeben, geschneit hat es nicht in den Bergen Sri Lankas, aber der ständige Regen und böiger Wind lassen uns bei Kälterekorden um die 16 Grad frieren und bescheren dem Kinderdorf zahlreiche Erkältungen. Also hilft alles nichts, wir müssen uns kleidermäßig umstellen, weil wie heißt es so schön: es gibt kein schlechtes Wetter nur falsche Kleidung.
Im Dezember suchten uns noch einmal eine Herde wilder Elefanten in Buttala heim. Durch die zunehmende Zerstörung ihres Lebensraumes kommen diese den Singhalesen eigentlich heiligen Tiere auf der Suche nach Futter mehr und mehr in Konflikt mit Menschen. In den Mangoplantagen rund um die Ayurvedaschule hinterließen sie eine Spur der Verwüstung, mehr als 50 der uralten Bäume überlebten diesen „Besuch“ nicht.
Auf die Tante Lenka kann man sich halt verlassen! Seit Jahren schickt sie uns zu Ostern und Weihnachten ein Packet mit Dekoration. Und dass sich in all die Engel, Sterne und Krippenfiguren auch ein Packerl Lebkuchen verirrt hat, freut nicht nur Michael Kreitmeir.
Für den kleinen Michael (rechts) war es wohl das tollste Weihnachtsgeschenk. Als Saradha aus Buttala zum Weihnachtsbesuch vorbeikam, gab sie dem Jüngsten in der Kinderschar von Little Smile mehr als nur einen kräftigen Schluck Muttermilch ab. Wetten, dass sich der 3 Monate junge Säugling wünscht, dass bald wieder Weihnachten kommt!?
Ein Weihnachtsprogram ganz ohne Nikolaus geht nun wirklich nicht und weil in Mahagedara ja inzwischen mehr als 100 junge Damen leben, gab es den Nikolaus doppelt. Geduldig flankierten die Nikoläuse, unter der Verkleidung schwitzend, das mehr als 2 Stunden lange Programm bis sie von Michael Kreitmeir erlöst wurden.
Für die Silvesterfeier im Kinderdorf hatten sich viele der Mädchen herausgeputzt und auch phantasievoll geschminkt. Und wer es nicht glaubt, dass man auch völlig ohne Alkohol und Kracher richtig schön den Jahreswechsel feiern kann – wir im Kinderdorf in den Bergen Sri Lankas, wir können das – und wie!