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Phase 68: Juli bis September 2016

Ein paar Tage nach dem Unfall von RajaKumari (siehe Photo des Monats August) erwischt es Michael Kreitmeir selber. Auf einer seiner zahllosen Kontrollfahrten auf dem Geländemotorrad stürzt er nach einer überraschenden Kollision mit einer großen Schlange. Gut dass die dienstälteste Betreuerin Luxmi vor vielen Jahren eine Ausbildung in Ayurveda gemacht hat, also werden die Wunden der Heilkraft der Natur „anvertraut“.
Etwas hinterlassen wenn man nach drei Monaten wieder in sein Leben nach Deutschland zurückkehrt. Welcher Freiwillige wünscht sich das nicht. Und Mirjam hat das geschafft dank ihres Talents im Zeichnen. An der Außenwand unserer Gemeinschaftsküche, wo die Veranda anschließt, auf der wir frühstücken, hat sie die wunderbare Natur des Kinderdorfes und sich selbst „verewigt“, bevor es für ein Studium in Gestaltung nach Berlin geht.
Liebe zu Tieren ist ganz und gar nicht selbstverständlich in einem Land, in dem Tiere entweder Nahrungskonkurrenten sind oder eben Nahrung. Auch die in Deutschland fast schon vermenschlichende Haltung Haustieren gegenüber ist den Menschen hier fremd. In Little Smile freilich ist Achtung und Respekt Tieren gegenüber, besonders den freilebenden, selbstverständlich. Und wenn mal wieder eine Reh- oder Hasenmutter von streunenden Hunden, von denen es inzwischen viel zu viele in Sri Lanka gibt, gerissen wurde, versuchen unsere Kinder wirklich alles, um die Waisenkinder durchzubringen, meist leider mit wenig Aussicht auf Erfolg.
Zweifelsfrei, Niroshani ist kein Baby mehr, auch kein Kleinkind, sondern gehört zu den „jungen Damen“, die in diesem Jahr ihre Abschlussprüfung für die Schule machen. Immer aber am Geburtstag erinnern sich Lokuthaththa und Niro daran, wie alles vor vielen, vielen Jahren begann als Michael Kreitmeir das mit Wunden übersäte Kleinkind aus dem Urwald getragen hat und ins Kinderdorf brachte. 14 Jahre ist das her und macht Niroshani zu dem Kind, das am längsten in Little Smile lebt.
Mit Beginn der großen Ferien Anfang August schlägt für Buddhika und Saunda die Stunde des Umzugs ins Bubenheim auf Hill Top. Damit ist Michael Kreitmeir wieder der einzige Mann in Mahagedara. Buddhika scheints zu freuen, während Saunda in den Armen seiner neuen Amma Bawani noch etwas skeptisch dreinblickt. Die 17jährige Madu, Auszubildende im Kinderdorf, versteckt hinter einem Lächeln, wie schwer ihr der Abschied von ihren Buben fällt.
Juli und besonders August ist Haupterntezeit für Pfeffer. Knapp 8 Wochen gilt es die Ernte einzubringen, das heißt viel zu klettern und zu pflücken, zu säubern, zu trockenen, zu sortieren und zu verpacken. Beim weißen Pfeffer kommt noch viel zusätzliche Arbeit dazu. Wenn man bedenkt, dass man etwa 4 x so viel grünen Pfeffer braucht wie man später im getrockneten Zustand schwarzen oder weißen Pfeffer hat, dann wird ein wenig vorstellbar, wie viel Shiran, der Direktor der Farm, in diesen Wochen leisten muss, damit Anfang September 20 Tonnen schwarzer und 20 Tonnen weißer Pfeffer nach Deutschland verschifft werden können. (Weitere Infos zu den Little Smile Gewürzen unter www.littlesmileorganic.com)
Dank der großartigen Betreuung durch seine Tochter Daniela (rechts im Bild) kann Hermann-Josef Kreitmeir sen. , der Vater des Gründers von Little Smile, am 8. August im Kreise seiner 10 Kinder und 15 Enkelkinder in guter Gesundheit seinen 90sten Geburtstag feiern. Auch Michael Kreitmeir nimmt innerhalb von wenigen Wochen zum zweiten Mal die lange Reise nach Bayern auf sich, um seinem Vater zu gratulieren. Bei dieser Gelegenheit trifft er auch seine Tochter Sumalee, die als erfolgreiche Musikerin viel unterwegs ist.
11 Stunden Flug, ein Zwischenstopp in Doha, verlorengegangene Koffer melden und danach eine 7stündige Autofahrt. Und doch ist die Müdigkeit wie weggeblasen angesichts des Empfangskomitees. Vielfaches Lächeln und ein singhalesisches Frühstück, wie an einem Festtag. Willkommen Lokuthaththa daheim!
Auch mit dem Ferienausflug ans Meer haben alle Kinder auf ihren Lokuthaththa gewartet. Am 12. August ist es dann so weit. Es geht an die Ostküste nach Arugam Bay. Für viele der neuen Kinder ist es das erste Mal, dass sie in ihrem Leben das Meer sehen. (Bericht zu diesem Ausflug mit Bildern).
Ferienprogramm Teil 2 ist die Fahrt mit dem Zug und zwar wird in Haputale gestartet und dann geht es, etwa 3 Stunden lang im völlig überfüllten Zug nach Hatton, vielen Touristen als Ausgangspunkt zum Adamspeak bekannt. Uns freilich ging es darum, dass die Kinder ihre Heimat, die Berge von Sri Lanka, auch einmal aus einer anderen Perspektive kennenlernen. Gleich 2 x unternahm Anka diesen Trip mit jeweils einer anderen Gruppe Kinder (Hier ihre Beschreibung).
Je länger die Trockenzeit dauert, umso bedrohlicher werden die Buschfeuer, die überall auflodern. Meist handelt es sich um Brandstiftung und das, obwohl die Natur bereits schwer geschädigt ist und es dadurch auch zu großer Wasserknappheit gekommen ist. Viel zu oft können wir das Übergreifen der Flammen auf unsere Grundstücke nicht mehr verhindern, zu hoch lodern die Flammen, wie hier an der unteren Grenze des Kinderdorfes.
Wenn es keinen Weg zurück mehr gibt dann gilt es loszulassen und nach Vorne zu schauen! 1999 hat Michael Kreitmeir die ersten Kinderhäuser in Sri Lanka eröffnet, seit 2003 lebt er überwiegend, seit 2005 ganz in Sri Lanka. Einige wenige Familienstücke und persönliche Dinge sind im September angekommen und mussten mühsam aus dem Zoll geholt werden. Irgendwann aber waren sie schließlich da und wurden zunächst in der Farmhalle gelagert bis sie dann verteilt werden.
Solange Michael Kreitmeir denken kann, hat ihn diese alte Standuhr begleitet, ihm die Stunden geschlagen und die Minuten angezeigt. Als Kind hatte er sich einmal  im Uhrenkasten versteckt, eine seiner frühesten Erinnerungen. Später dann wurde sie ihm von seiner Mutter geschenkt und fand überall einen Platz, wo er sich zeitweise niederließ. Nach gut 15jährige Trennung wird sie ihm nun wieder nicht nur die Zeit anzeigen sondern mit jedem Pendelschwung und jedem Ticken, jedem Schlag daran erinnern: „tempus fugit“, die Zeit fliegt dahin also „carpe diem“, nütze den Tag und zwar jeden.
Schön ist, was man dafür hält, die Mode führt uns das immer wieder vor Augen. Und Sandu findet ihre neue Sonnenbrille mega cool. Mit 4 Jahren hat man ja bereits so einige Erfahrungen gemacht in Sachen Schönheit, besonders wenn man mit knapp hundert Schwestern zusammenlebt.
Einmal Colombo und zurück bedeutet Start um 3 Uhr am Morgen, verstopfte Großstadtstraßen, Meeting mit Direktoren einer Bank für Michael Kreitmeir und Vorstellungsgespräch und Prüfungen für die zwei 18jährigen, die er mitgenommen hat.  Und dann wieder gut sechs Stunden zurück in die Berge nach Mahagedara und das alles, um ehemaligen Kindern zu helfen. Michael Kreitmeir nutzt seine Beziehungen, in der Bankenkrise in Sri Lanka im Jahr 2007 hat er dem Finanzinstitut CDB geholfen, nun fragt er nach einer Chance für „seine Kinder“ Anita und Yamuna.
So mit 17 oder 18 da weiß man ALLES einfach besser, da will man nicht mehr hören, seinen eigenen Weg finden. Auch Madushani hat nach dem O Level das Kinderdorf verlassen, das A Level, vergleichbar mit unserem Abitur, wollte sie ohne uns schaffen. Es gab ein böses Erwachen. Zwei Jahre später steht sie wieder vor unserem Tor und bekommt noch einmal eine Chance, weil sie wirklich lernen möchte. Billig ist die Privatschule in Colombo nicht und das Leben dort besteht in den kommenden 10 Monaten praktisch nur aus Lernen, unterbrochen von Essen und Schlafen. In der zweiten Septemberwoche heißt es für sie Abschied nehmen, ein letztes Lächeln, bevor sie für 10 lange Monate hinter Schulmauern verschwinden wird.
Was schenkt man einem Menschen zu einem runden Geburtstag, der zufrieden ist mit seinem Leben, einem Menschen für den Besitz bedeutungslos ist, im Gegensatz zu Verantwortung? Anka hatte die richtige Idee und organisierte eine gigantische Kinderparty zu der etwa 400 Kinder kommen, aus Kalmunai, Monaragala, Badulla und natürlich aus Hill Top. Gastgeber war Mahagedara und es wurde ein unvergesslicher Tag mit so viel Lachen und so viel Freude. (Mehr zu Lokuthaththas Geburtstag hier)
Die größte und ganz sicher auch schönste Geburtstagsüberraschung: Manuel tauchte völlig überraschend während der Geburtstagsparty auf und gratulierte seinem Vater. Als nicht einmal 10jähriger war er zum ersten Mal mit seinem Vater in den Bergen Sri Lankas, folgerichtig darf er bei diesem Fest einfach nicht fehlen.
Nicht einmal zwei Jahre ist es her, dass die Erde sich in der Nähe von Koslanda geöffnet hat und ein halbes Dorf verschluckte. Damals machte der Erdrutsch weltweit Schlagzeilen. Manuel will diesen Ort besuchen und ist verwundert, dass Nichts, wirklich Nichts an diese Katastrophe und die Opfer erinnert. Mit Hilfe seines Vaters findet er einen gefallenen Hindugott, umwuchert von Unkraut und Büschen, einzige Erinnerung daran, dass hier einmal ein großer Hindutempel stand.
Manuel Kreitmeir hat nur eine Woche Zeit und ist sprachlos, wie viel geschehen ist, seit er vor fast zwei Jahren das letzte Mal in seiner zweiten Heimat Little Smile war. Natürlich besucht er das Naturschutzgebiet „Little Smile for Animals“, das Bubenheim auf Hill Top, die Farm in Dikkapitiya und auch die Felsen mit den Meditationshöhlen in Rajagiri (Königsfelsen).
Der Abschied tut weh, aber nur wenn die Zeit, die man erleben durfte, gut und wertvoll war, schön und bereichernd. Und das war Manuels Besuch für uns, aber ganz besonders auch für ihn selbst. Am Tag der Rückreise nach Colombo nach dem gemeinsamen sonntäglichen Treffen in unserer Dschungelkapelle noch ein gemeinsames Bild mit den Betreuerinnen und seinem Vater.
Auch Mikel und Robin feierten am 18. September und auch sie hatten einen ganz besonderen Geburtstag nämlich den 18. Und damit ihr Fest nicht im Schatten steht, wurde eine Woche später nachgefeiert und zwar in Hill Top, wo es ein großes Lagerfeuer gab und Bawani, stolze Mutter der Zwillinge, aufkochte.
Weil Jammern ja nichts nützt und wir einfach nicht genug Wasser haben, damit man auch noch baden kann, die Temperaturen aber nie unter 30 Grad fallen, geht es ab Mitte September zum Baden runter zum Fluss. In der Nacht sind hier wilde Elefanten, die Buschfeuer, Trockenheit und Wasserknappheit mehr und mehr auch ins Kinderdorf treiben. Samadhi kümmert das wenig, sie mag das Baden im Fluss und so lange die Elefanten nicht am Tag kommen...
Von wegen Nachtruhe! Fast jede Nacht so gegen 2 Uhr dringen wilde Elefanten im Kinderdorf ein. Kein Zaun kann sie aufhalten, seit sie in dem, was man für sie an Lebensraum übriggelassen hat, kaum noch Futter finden. In den letzten fünf Jahren ist ihr Lebensraum um mehr als die Hälfte geschrumpft. Und nun also zerstören sie das, was an intakter Natur noch übrig ist. Mehr als 15 Jahre hat Michael Kreitmeir Hunderte von Palmen gepflanzt und mühsam durch die Trockenzeiten gebracht. Einen großen Teil haben die Elefanten seit Mitte September bereits zerstört, nun verteidigt Kreitmeir mit Böllern und dem Mut der Verzweiflung das, was noch übrig ist, Nacht für Nacht.