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Katharina Zißler war vom 5. November 2015 bis Ende Januar 2016 im Kinderdorf Mahagedara. Es war das erste Weihnachtsfest, das die 18jähre Abiturientin aus Bayern nicht bei ihrer Familie verbrachte, eine von vielen neuen Erfahrungen. Hier ihr Bericht:



Das Geschenk „Little Smile"

Drei Monate Leben in Little Smile in Worte zu fassen ist ein gefühlt unmögliches Unterfangen, weil ein Tag oft schon so ereignisreich ist, um mehrere Seiten auszufüllen. Dennoch wage ich den Versuch das festzuhalten, was ich am Meisten vermissen werde und weiterhin im Herzen tragen werde.

Zuallererst bleibt das Gefühl Teil einer riesengroßen von unterschiedlichsten, starken Charakteren bestehenden Familie geworden zu sein: Zusammen zu essen, beten, feiern, Ausflüge machen,  im Garten zu arbeiten, zu spielen, tanzen, basteln, im Wasser zu planschen und zu lachen. Einfach Zeit miteinander verbringen und sinnvoll zu nutzen.

Es bleibt das Gefühl, dass einem geholfen wird sich an sein neues Umfeld, seine Aufgaben zu gewöhnen, vor allem durch Lokuthaththa und Anka, aber auch durch die freundliche Aufnahme durch die Kinder. Man erlebt, wie schön es ist und welch eine Freude es bereitet, Teil der großen Gemeinschaft zu sein und sich selbst für die Zeit, wo man da ist, einzubringen.

Es bleibt das Gefühl und die Gewissheit, dass man einen Ort größter Menschlichkeit erlebt hat, an dem für die Rechte der Kinder gekämpft wird, sie und ihre Bedürfnisse ernst genommen werden, ihr Wohl immer an erster Stelle steht, das Kind in seiner Individualität angenommen, akzeptiert, gefördert, gefordert und nach Werten erzogen wird.

Die Kinder dürfen so sein, wie sie sind und lernen durch ihre „duties“ (kleinen Pflichten) Verantwortung in ihren Häusern und im Garten zu übernehmen. Sie haben hier das uneingeschränkte Recht eine schöne, freie und sichere Kindheit verbringen zu dürfen.  

Das was bleibt, sind die Erinnerungen an die Menschen, die einem mit ihren Stärken, Schwächen und Macken ans Herz gewachsen sind. Das waren bei mir besonders die starken, kleinen, ungezähmten, wilden und doch liebenswerte Kinder des Honest-Hauses im Durchschnittsalter von 9 Jahren:

Eine Raj…., die ein raues Zigeunerlachen besitzt, aber total nervös die Hände drückt und keinen Ton herausbringt, weil sie geschimpft und gefragt wird warum sie den Schrank mit Stiften beschmiert hat.

Eine Poo…, die manchmal etwas verträumt in ihrer eigenen Welt zu sein scheint und ein Prinzessinnenlächeln besitzt

Eine Si…, die beim Duschen so viel Freude hat, dass sie auf- und abspringt, eine kleine Wasserratte und die Halli-Galli-Queen ist

Eine Ab…, die ihren eigenen Willen durchsetzt und aus heiterem Himmel lacht und kichert.

Eine Sug…, die wenn sie etwas will wie ein Engel dreinblickt, aber wenn ihr eine Anweisung missfällt, mit den Füßen stampft oder wie verrückt alle Teller und Lunchboxen wäscht, damit sie schnell fertig ist.

Eine Sage..., die immer ausprobiert, ob sie etwas darf oder nicht, aber kurz darauf, wenn man sie streng anblickt und ihren Namen betont doch immer einlenkt: „ok, Akka“

Eine Dil…, die beim Tanzen sich selbst vergisst und sehr konzentriert ist, zuverlässig, verantwortungsbewusst und ordentlich.

Eine Madh…, die die Größte ist und man das Gefühl hat, dass sie darauf recht stolz ist

Eine Ri…, die auf ihre größere Schwester schaut

Eine Kri…, die meint sie kann sich dumm und unwissend stellen, um sich vor dem Kehren zu drücken

Eine Siv…, die als sie ankam verschüchtert und ängstlich war und sich jetzt zum größten Frechdachs entwickelt hat.

Jeden Tag lernt man neue Facetten der Kinder kennen und entdeckt immer neue Überraschungen. Man wird innerlich glücklich und spürt Freude, wenn man das Lachen aus vollem Herzen auf den Lippen der Kinder sieht.   

Viel habe ich über mich selbst gelernt und nehme wichtige Lebensweisheiten mit. Exemplarisch wähle ich diejenigen, die den Kern treffen:

Erstens: Sei ehrlich zu dir selbst und anderen. Decke die Fehler anderer nicht.

Zweitens: Sich an der Freude der anderen zu freuen ist das höchste Gut und schenkt einem selbst Zufriedenheit

Drittens: Wir Menschen können zu Lebzeiten auf Erden nur eines: Momente sammeln. Wer das Leben anpackt wird später dankbar und lebenssatt lächeln können (Zitat Lokuthaththa).

Viertens: Little Smile ist ein Zuhause. Ein Zuhause ist ein Ort, an dem jeder so sein darf wie er ist ohne etwas vorzuspielen.

Am Ende bin ich erfüllt von Dankbarkeit dass ich die Chance hatte für 3 Monate Teil von Little Smile gewesen zu sein, dass ich dort lernen und wachsen konnte und musste, dass ich sehr viel an mir selbst entdeckt habe und gleichzeitig eine, wie ich hoffe, liebevolle „große Schwester“ (Akka) auf Zeit für einige Kinder hier sein durfte.