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Müde23 Jahre Kampf für Kinder in Not in Sri LankaWer kennt nicht das Gefühl, dass es einfach zu viel wird, nichts mehr klappen will, es so scheint, als habe sich die ganze Welt gegen einen verschworen? Stimmt schon, der Mensch hält viel aus und man gewöhnt sich zudem an Vieles, aber auch da gibt es einen Punkt wo man, je nach Temperament, entweder lauf schreien möchte, oder weglaufen und sich verstecken.
Müde Teil 1: Ohnmacht und Endzeitstimmung ![]() Wer hätte gedacht, was für ein Monstrum das Internet werden würde als man staunend die ersten Mails bekam? „Social network“, was für ein Hohn! Nichts könnte weniger sozial sein. Müde Teil 2: Apokalypse now? Es gibt eine Lösung und der Staat in Sri Lanka hilft dabei sogar mit seinen häufigen Stromabschaltungen: Internet aus, Fernseher aus. Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nahe. ![]() ![]() ![]() Und plötzlich sind Putin und Kollegen Diktatoren so weit weg, so lächerlich, zumindest solange sie nicht auf den Knopf drücken. Aber wir haben uns ja freigesagt vom negativen Strom der News und müssen uns deshalb auch keine Gedanken machen, ob die nun stimmen oder „fake“ sind. Was für ein Wort „fake“ klingt fast wie „fu..“. Stopp, wir wollen uns ja auf das hier und jetzt konzentrieren, tief durchatmen, Augen und Seele öffnen, die bleierne Müdigkeit, geboren aus Ohnmacht und Resignation, abstreifen. Müde Teil 3: Die natürliche Ordnung – das war einmal! Doch all diese Viecher zusammen sind nicht halb so schlimm wie unsere nächsten Verwandten im Tierreich, was sicher auch daran liegt, dass sie außer mich ärgern, fressen und alles Mögliche kaputtmachen hauptsächlich die Vermehrung im Sinn haben. Kaum vorstellbar, dass ich vor knapp 20 Jahren meinem Bruder Hajo bei einem Besuch hier seinen Wunsch nicht erfüllen konnte. Er wollte Affen sehen. Heute ist es unmöglich auch nur zehn Schritte zu tun, ohne auf eines dieser Tiere zu stoßen. Sie sind allgegenwärtig!
![]() Kaum zu glauben, dass der Hutaffe, eine Makakenart, die es nur in Sri Lanka gibt, als gefährdet eingestuft ist. Hier teilen sich gleich mehrere Gruppen von je mehr als 50 Tieren dieses Paradies. Kaum ist eine Horde vertrieben, späht schon die Vorhut der nächsten, wann sich dieser schimpfende Typ endlich verzieht. Würden sie nur all unsere Früchte stehlen, könnte ich ja noch ein Auge zudrücken. Doch diese Typen reißen Ziegel aus den Dächern und steigen in Häuser ein, quetschen sich durch Gitterstäbe und erspähen jede offene Türe. Nichts ist vor diesen Räubern sicher. Da die Rangordnung in den Gruppen eine wichtige Rolle spielt, wobei die Männchen immer dominieren, übertragen sie das auch bei der Einteilung der Verwandtschaft, uns Menschen.
Kinder können sie gar nicht beeindrucken, egal wie sie auch schreien und auch Frauen wird der gebührende Respekt meist verweigert. Immer muss ich kommen, wobei sie so schlau sind, dass sie genau wissen, dass ich ihnen etwa auf dem Motorrad sitzend, nichts anhaben kann. Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, wie wir sie früher hatten, ist nur noch ein ferner Wunschtraum. Und dann gibt es ja auch noch die grauen Languren, mit ihren kleinen, schwarzen Gesichtern, ihrem weißen Bart und den langen Hinterbeinen. Bis zu 78 cm werden die groß und Männchen können auf ein Gewicht von 20 kg kommen, klar, dass die eine Menge an Blättern, Früchten und Samen verdrücken müssen. ![]() Auch bei diesen Tieren, die überwiegend in den Baumwipfeln leben, ist die Masse der Tiere das Problem. Zwei Gruppen fühlen sich bei uns wohl, jede so um die 80 Tiere stark. Das schafft die Natur nicht, viele der Bäume werden regelrecht entlaubt, immer und immer wieder, bis sie absterben. Von den Wurzeln (Wildschweinen) bis zu den Wipfeln (Languren) stehen die Pflanzen unter Dauerstress. Und so bietet selbst unsere Oase nicht genug Raum und Futter für all die Vertriebenen von da draußen, denn auch in Sri Lanka wird munter abgeholzt, wen kümmert schon eine Klimakatastrophe, wenn alles so schön grün ist.![]() Und so werde ich auch ohne all die negativen News von draußen müde. Sehe jeden Morgen die Verwüstungen der Nacht, schreie den Affenhorden nach, die vermutlich über mich lachen, kann Tag für Tag zerbrochene Dächer richten und zerschlagene Fensterscheiben (auch eine Spezialität der Pfaue) austauschen lassen, reparieren, putzen, neu pflanzen, ein endloser Kreis. ![]() Wann ist es eigentlich so schlimm geworden? Ich glaube, seit der Bürgerkrieg vorbei ist, also seit fast 15 Jahren. Seitdem wird hier in Sri Lanka ein Krieg gegen die Natur geführt, von Touristen weitgehend verborgen und wir in den letzten Rückzugsgebieten zahlen die Zeche. ![]() Ich falle jeden Abend halbtot ins Bett und weiß, sie kommen. Manche lautlos, andere mit Getöse. Wie viele Nächte habe ich mir in all den Jahren um die Ohren geschlagen, habe sogar Elefanten in die Flucht geschlagen, Wildschweine und streunende Hunde verjagt und all die anderen Viecher, deren Namen ich teilweise nicht einmal kenne. Es waren immer nur Scheinsiege, sie kamen immer und immer wieder. Es tut mir weh, wenn ich all die verwüsteten Blumen sehe, all die Fruchtbäume, von denen wir nie eine Ernte bekommen werden, ich leide, wenn wieder einmal einer der Baumriesen geschwächt dem Novembersturm nicht mehr trotzen kann… ![]() Müde 4: Nichts ist von Dauer – oder gibt es doch etwas?Müde 4: Nichts ist von Dauer – oder gibt es doch etwas? |