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An alle Menschen, die im Jahr 2005 durch Little Smile in Sri Lanka geholfen haben

Es war das anstrengendste Jahr meines Lebens, aber auch das erfüllendste. Dieser unsagbaren Katastrophe wieder etwas Menschlichkeit abtrotzen zu können, den Hinterbliebenen, vor allem den Frauen und Kindern, Schutz und Hoffnung geben zu dürfen, hat bei meinen Helfern und mir ungeahnte Kräfte freigesetzt. Dass wir so viel Gutes tun konnten, verdanken wir Ihren großherzigen Spenden. Ich wünschte, Sie könnten wie ich Tag für Tag erleben, wie wir den Menschen das Lächeln zurückgeben.
2005 war geprägt von der Katastrophe durch den Tsunami und seinen Folgen. Es kam viel Geld ins Land und die Hilfe kam nicht immer da an, wofür sie gegeben wurde. Little Smile ist seinen Prinzipien auch in dieser hektischen Zeit treu geblieben. Nach wie vor drehen wir jeden Euro, der uns anvertraut wird, zweimal um, bevor wir ihn ausgeben. Verständlich, dass man sich so in vielen Behörden, bei den Profi-„Absahnern“ meist entlang der touristischen West- und Südküste und bei den geschickten Bettlern in den Zentren der Tsunamihilfe nicht beliebt macht. Da aber all unsere Projekte auf Langfristigkeit angelegt sind und immer auch Hilfe zur Selbsthilfe sein müssen, haben wir uns nach Abschluss der notwendigen Soforthilfe nicht an den hektischen, oft wenig durchdachten Aufbauprojekten beteiligt. In wie vielen der so entstanden Tsunamidörfer werden wohl noch in 5 oder gar 10 Jahren Menschen leben? Wer nicht an die notwendige Infrastruktur denkt, wer sich nicht überlegt, wovon die Menschen leben sollen, die hier wohnen, wer einem „Dorf“ keine Zeit gibt auch zusammenzuwachsen, der kann vielleicht eine stolze Bilanz zum Jahrestag der Katastrophe vorzeigen, aber den Menschen hilft man so nicht weiter.
Wer aber nicht mitspielt, wer Verantwortung höher schätzt als Aktionismus, der wurde oft verleumdet, mit anonymen Anzeigen traktiert, oder gar angegriffen. Die Kehrseite der großartigen Hilfe für dieses Land, Neid und Missgunst, Intrigen und Verleumdungen, all das mussten wir aushalten. Besonders Sozialeinrichtungen, die von Ausländern geleitet wurden und bereits vor dem Tsunami bestanden, wie Little Smile, wurden diffamiert. Doch gerade auch an diesen Schwierigkeiten und Problemen sind wir gewachsen.
2005 war auch das Jahr, in dem mein früherer Leiter und Wegbegleiter der ersten Jahre, Herr Bandula, ermordet wurde. Nie werde ich vergessen, wie er und ich, meist mit einfachsten Mitteln, aber umso mehr Engagement, den Grundstock dafür gelegt haben, dass Little Smile heute so vielen Menschen Hilfe und Hoffnung geben kann. Wie traurig, dass er das nicht mehr miterleben kann. Wir werden Bandula hier im Kinderdorf bei Koslanda, wo das Abenteuer Menschlichkeit für uns begann, ein ehrendes Gedenken bewahren und wir werden für seine beiden kleinen Töchter Erandi und Maheshi da sein, wenn sie unsere Hilfe brauchen..
Wenige Tage vor Weihnachten wurde ein etwa 3 Tage altes Baby zu uns ins Kinderdorf in Koslanda gebracht. Die Mutter war nicht in der Lage für ihr Neugeborenes zu sorgen. Das winzige Mädchen passte in meine zwei Handflächen, war so unglaublich zerbrechlich. Nackt und hilflos wurde es uns überlassen. Es ist unser Christkindl 2005. Weihnachten ist so im tieferen Sinne in den Bergen Sri Lankas noch einmal Wirklichkeit geworden. Durch sie und Ihre Hilfe werden wir auch diesem Mädchen ein Zuhause und eine menschenwerte Zukunft schenken dürfen.
In diesem Sinne ein herzliches Dankeschön aus einer anderen Welt.
Ihnen allen in der alten Heimat Momente der Freude, der Ruhe und Liebe im Jahr 2006
Ihr
Michael Kreitmeir