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Little Smile Kinderdorf, Koslanda, Sri Lanka am
Samstag, den 13.04.2008 oder am letzter Tag des buddhistischen Jahres 2551

Happy New (Buddhist) Year 2552

Wer Einsteins Relativitätstheorie nicht versteht – und das dürfte die Mehrheit sein -
dem sei hier eine andere Möglichkeit gegeben, zu begreifen, dass die Zeit keine absolute Größe darstellt. Haben wir vor gerade mal 3 Monaten und 12 Tagen den Wechsel ins Jahr 2008 gefeiert, so werden wir am morgigen Sonntag, genau um 6 Uhr und 29 Minuten am Abend ins Jahr 2552 hinübergleiten, vermutlich bei den heftigen Regenfällen eher hinübergespült werden.

Jahr ist Jahr, könnte man sagen, egal ob 2008 oder 2552 davor steht, egal ob es am 1. Januar oder am 14. April beginnt. Jedes Jahr hat 365 Tage, alle 4 Jahre einen Tag mehr. Und doch, jeder kann sicher bestätigen, je älter, mit umso mehr Nachdruck: Jahr ist absolut nicht gleich Jahr. Manche Jahre haben es so in sich, andere schleichen vorbei, wieder andere rasen förmlich.

Ergo, mit oder ohne Einstein: Die Zeit ist relativ!
Und weil ein letzter Tag im Jahr sich so hervorragend eignet, mal innezuhalten, nachzudenken, so nehme ich diese Möglichkeit dankend an, dies mindestens zwei Mal in 365 Tagen auch zu tun:

2551 war ein hartes Jahr, voller Herausforderungen für Little Smile und voller Leid für mich persönlich. Fast genau vor einem Jahr starb meine jüngere Schwester Gila. Und dann kam das langsame und so schmerzliche Abschiednehmen von meiner Mutter. Ohne Sie würde es mich und damit auch Little Smile nicht geben. Ohne die Liebe, dieses Geben ohne gleich zu fordern, das meine Eltern vorgelebt und mir so gelehrt haben, wäre dieser Ort der Menschlichkeit hier in Sri Lanka nicht möglich.
Nur wenige Tage vor ihrem leiblichen Tod konnte ich nach Deutschland kommen, weder das letzte Weihnachtsfest noch den letzten Jahreswechsel, nicht einmal das Fest ihres letzten Sommers konnte ich mit und bei meinen Eltern, mit und bei meiner Mutter sein.
Klar, sie hat einen festen Platz in unseren, in meinem Herzen aber es bleibt doch viel Leere und das Gefühl des Alleinseins.
Vor wenigen Tagen konnte ich den Teil ihrer Asche, der, ihrem Wunsch gemäß, von mir nach Little Smile gebracht worden war, in unserer neuen Marienkapelle zur letzten Ruhe betten. Es war ein unglaublicher Moment, denn ich konnte physisch spüren, wie sehr sie sich über diesen Ort gefreut hätte und, wer weiß, vielleicht sogar freut. Jeden Tag besuche ich sie nun dort, verweile in diesem Gebäude, das aus Lehm, Holz, Glaube und Liebe errichtet wurde, für einen stillen Moment. Ich habe das Bild, das eine strahlende 50zigjaehrige zeigt, ausgetauscht mit der Abbildung meiner Mutter beim letzten Besuch hier in Little Smile. Sie hält zwei winzige Katzenbabies in den Händen, lächelt tief aus ihrem Inneren, so stark so mittelbar und echt, dass es so gar nicht in Einklang zu bringen ist mit der Urne, die neben dem postergroßen Bild steht.

Der Altar ist aus einem riesigen Baumstamm gehauen, auf einem geschnitzten Podest steht Maria mit dem Jesuskind im Arm, ganz Mutter und Baby, ein Geschenk der Freunde aus Dietfurt. Eine Kerze, eine Rose und viel liebevolle Erinnerung.
2551, ein Jahr voller Grenzerfahrungen. Ungeheuren Widrigkeiten zum Trotz konnten wir nach fast 3 Jahren Anfang April den Bau unserer großen Schule abschließen. Es gibt keine Worte, die all die Probleme und Schwierigkeiten auf dem Weg zu einem einzigartigen Ort, beschreiben könnten.
Und unsere Schule ist einzigartig geworden, eine aus Stein und Holz gefertigte Vision, würdig der großen Vision, die mich, die Little Smile antreibt. Dem Ruf zur feierlichen Eröffnung sind Freunde aus Dietfurt im Altmühltal gefolgt, die uns mit ihrem Verein „Von uns, für Kinder“ seit 3 Jahren unterstützen, damit Kinder in Not hier in Sri Lanka wieder lächeln können. Würdig haben diese 6 Damen und 5 Herren aus meiner Heimat die Menschen vertreten, die diesen besonderen Ort des Lehrens und Lernens möglich gemacht haben, also all die Spender und Helfer speziell der Städte Eichstätt, Füssen, Landshut und Lindau sowie Poing. Geduld und Vertrauen auf der einen sowie Ausdauer und ein unerschütterlicher Wille auf der anderen Seite haben etwas möglich gemacht, was sicher in den Wirren der Nach-Tsunamizeit eine seltene Ausnahme darstellt: Mit dieser Schule und dem Ausbildungszentrum ist etwas entstanden, was auch in vielen, vielen Jahren noch wirken kann und wirken wird.
Obwohl wir auch in Galle im Lebens- und Ausbildungszentrum für Mädchen mit dem Namen Sahana Nivasa (Haus der Geborgenheit) eine Eröffnung feiern konnten, obwohl in diesem Jahr auch die letzten der von uns gebauten Tsunamihäuser übergeben werden konnten, so werden auch 2552 und vermutlich auch 2553 Zement und Ziegelsteine, Baustahl und Bauholz zu unserem täglichen Brot gehören. So werden die Zentren in Buttala für Schwangere und Mütter in Not, das Ausbildungszentrum in Pilane bei Galle, aber auch das Krankenhaus in Kalmunai auch weiterhin unsere bautechnischen Fähigkeiten und unser Organisationstalent fordern.

2552 war auch das Jahr, in dem Little Smile Organic gegründet wurde, eine Firma, die neben der Unterstützung von Witwen und armen Farmerfamilien durch den Anbau und Vertrieb von organischen Gewürzen zwei Ziele verfolgt: Einmal soll der naturschonende und trotzdem wirtschaftliche Anbau von verschiedenen Gewürzen vorgelebt werden. Daneben will diese Firma mit dem Gewinn die sozialen Projekte von Little Smile finanziell unterstützen. Die großen Anstrengungen aber gerade auch die Erfahrungen aus 10 Jahren Landwirtschaft in und um das Kinderdorf, ließen dieses erste Jahr sehr erfolgreich werden. Mit der Firma AVO blieb uns ein alter Partner in Deutschland treu und sicherte so unseren Absatz.
Unser Naturschutzgebiet „Little Smile for Nature“ wurde erweitert, die Wiederaufforstung intensiviert.

Ganz besonders dankbar bin ich dafür, dass es mir gelungen ist, unsere Mädchen in den Kinderhäusern in Palugamam durch schwere und unsichere Zeiten des Krieges zu führen. Zwar wurde eines der Häuser geplündert und zerstört, aber Mauern kann man wieder aufbauen. Und ich habe mit dem Aufbau bereits begonnen.
Aus einer Idee ist eine Vision geworden, die direkte und sinnvolle, weil nachhaltige Hilfe für Kinder, die Ausbildung, gesunde Ernährungswirtschaft und Naturschutz mit einschließt. Gerade in Zeiten, in denen sich viele große Hilfsfirmen fragen lassen müssen, was von den einstigen Zielsetzungen überhaupt noch übrig geblieben ist, gerade in solchen Zeiten zeigt Little Smile, dass es auch ohne Kommissionen, ohne große und teuere Werbecampagnen, ohne Beraterhonorare und lukrativen Ehrenpöstchen geht, ganz direkt von Menschen zu Kindern in Not.

Liebe Freunde,
für mich zählen weder Orden noch öffentliche Ehrungen und schon gar nicht persönliche Vorteile. Die Idee, dass jedes Kind auf dieser Welt ein Recht darauf hat Kind zu sein, ein Recht auf ein Lächeln, diese Idee braucht keine Hochglanzprospekte und Werbeplakate, keine Medienberater und auch keine Provisionen. Diese Idee lebt durch jedem Menschen der etwas dafür tut, dass etwas passiert.

Der Besuch der Freunde aus Dietfurt hat mir Kraft gegeben, weil ich spüren durfte, dass diese Idee, diese Vision von Menschen getragen wird. Und all diesen Menschen sei hier gesagt: Lasst euch nicht verunsichern, hört nicht auf etwas zu tun, prüft aber ganz genau, wer eure Hilfe auch dorthin bringt, wofür ihr sie gegeben habt.
Allen die mir, die Little Smile vertraut haben und auch weiter vertrauen möchte ich DANKE sagen im Namen all derer, denen wir bisher helfen konnten, besonders der Kinder, die sonst ohne Lächeln, ohne Schutz und ohne Liebe wären.

Also, gleichgültig ob nun 2008 oder 2552,

Tag für Tag werde ich, werden wir hier versuchen, ihr Vertrauen zu rechtfertigen und
Kindern ein Lächeln und eine Zukunft zu schenken
Dann wir es ganz sicher ein
Happy New Year 2552

Ihr

Michael Kreitmeir