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Gedanken am Ende des 12. Jahres von Little Smile Sri Lanka

Liebe Freunde und Wegbegleiter

Es gibt uns noch auch wenn es ruhig geworden ist in den Medien, weil in Sri Lanka der Bürgerkrieg beendet und Touristen wieder sicher sind. Doch wer selbst Kinder hat oder gar Enkelkinder der weiß: Wer einmal JA sagt zur Verantwortung für ein Kind der trägt daran oft bist an das Ende seines Lebens. Und auch wenn es manchmal schwer ist, so ist die Sorge für ein Kind, für einen jungen Menschen doch nie eine Bürde.
Die Zwillinge Mikel und Robin waren gerade mal ein Jahr jung, als sie ins Kinderdorf gebracht wurden. Ich habe Ihnen nicht nur das Laufen gelernt, sondern sie bei der Hand genommen und diese Hand bis heute nicht losgelassen.
Beide haben nicht nur am selben Tag wie ich Geburtstag, Mikel (rechts) trägt nicht nur den selben Vornamen, er ist sogar wie ich kurz nach 12 Uhr am Mittag eines 18. September auf die Welt gekommen.
Auch so was verbindet!
Wie zu diesen beiden Jungs habe ich seit 12 Jahren immer und immer wieder JA gesagt zu Kindern, von denen viele inzwischen, Dank Little Smile, ihren Weg ins Leben gefunden haben. Manche sind wie Luxmi, Dilhani oder Saradha bei uns geblieben um Kindern in Not zu helfen, so wie einst Ihnen geholfen wurde.
Viele habe geheiratet und inzwischen selbst Kinder an die sie nun das weitergeben können was sie durch Little Smile bekommen haben, die Fähigkeit zu lieben.
Viel, sehr viel ist seit 1999, als ich hier das erste Kinderheim baute, anders geworden in Sri Lanka, Manches besser, etwa durch das Ende des Bürgerkrieges und Manches schwieriger. Gleich geblieben ist jedoch, dass es viele Kinder gibt, die ohne Fürsorge, ohne Liebe, ohne Schutz sind und dass wir genau diesen Kindern ihre Kindheit, ihr Lächeln zurückgeben wollen.
Doch weil das nicht in das Bild eines Touristenparadieses passt, möchten hier einige Politiker am liebsten alle Kinderheime schließen. Dass die Kinder dann auf der Strecke bleiben, in Elend, Not und oft auch in Kriminalität landen, scheint weniger wichtig zu sein als der schöne Schein.
Auch die Kinderheime von Little Smile, allen voran das Kinderdorf Mahagedara in den Bergen haben es nicht leicht. Erst vor wenigen Tagen wurde die Leiterin eines Kinderheimes der Mutter Teresa Schwestern verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Ganz offensichtlich sollen unabhängige Kinderheime eingeschüchtert werden. Doch wie schon im vergangenen Jahr, als ich verfolgt und inhaftiert wurde, habe ich weder Angst noch Zweifel. Ich verspreche Ihnen, Little Smile wird den Weg weiter gehen, den wir als den einzig richtigen erkannt haben.

„...sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln
und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“
In Little Smile ist Platz für Kinder ohne Heimat, ohne Liebe, hier ist Heimat und Liebe.


Am Ende des Jahres zurückblicken, reflektieren und sich fragen, habe ich das Geschenk der Zeit genützt? Es ist so viel passiert, jeder Tag war voller Herausforderungen, oft auch voller Überraschungen. Noch immer werde ich von kriminellen Elementen bedroht, noch immer werde ich verleumdet und angezeigt. Doch unbeirrbar konnte Little Smile sich auch 2011 für Menschen in Not, besonders für Kinder einsetzen. Wir haben in schwieriger Zeit anderen Heimen geholfen und für drei weitere Einrichtungen die Verantwortung übernommen, damit die Kinder dort nicht auf der Straße landen.
Es ist nicht einfach, bei so ausgefüllten Tagen, Wochen und Monaten etwas besonders hervorzuheben, besonders beeindruckend für mich und die Kinder war jedoch der Besuch meines 85jährigen Vaters und die Eröffnung der Internationalen Schule in Kalmunai am Todestag meiner Mutter.
Am Ende des 12. Jahres der Kinderhilfsorganisation Little Smile in Sri Lanka

TRAGEN WIR VERANTWORTUNG
für Kinder in 6 Kinderheimen,
für zahlreiche Witwen und verlassene Frauen mit Kindern,
für zwei Schulen, eine Förderschule und ein Ausbildungskrankenhaus für traditionelle Medizin, sowie für zahlreiche oft selten gewordene Pflanzen und Tiere in zwei Naturschutzgebieten,

UNTERSTÜTZEN WIR
drei buddhistische Klöster, die für viele Kindermönche sorgen,
eine Reihe anderer sozialer Einrichtungen,
drei Kindergärten und Vorschulen,
sowie viele kleinere Sozialprojekte

GEBEN WIR MEHR ALS 100 MENSCHEN LOHN UND BROT IN UNSEREN SOZIALEN EINRICHTUNGEN UND DEN FARMEN.

Zusammenfassend würde ich sagen: 2011 war ein gutes Jahr, weil wir an Herausforderungen gewachsen sind und viele Weichen gestellt haben, damit durch Little Smile auch weiterhin ein Lächeln möglich sein wird für Kinder in Not.

Ich werde immer wieder gefragt wem die Grundstücke und Gebäude nun gehören. Sie sind Eigentum der in Sri Lanka registrierten Little Smile Association. Ich lege für mich keinen Wert auf Besitz, arbeite hier in Sri Lanka seit 1999 für Kost und Logis, denn für Geld würde ich das, was ich hier mache, nicht tun.

Nachdem ich leider nur noch sehr selten und dann nur für wenige Tage nach Deutschland kommen kann, ist es mir nicht möglich, persönlich Danke zu sagen. Zudem gibt Little Smile keine Gelder für teure Werbeagenturen aus und wir drängeln uns auch nicht auf Titelseiten. Umso dankbarer bin ich, dass es Menschen gibt, die es sehr ernst genommen haben mit der versprochenen „nachhaltigen Hilfe“, damit Hilfe zur Selbsthilfe nicht nur ein schönes Schlagwort bleibt.

Am 2.Weihnachtstag jährt sich die Tsunami-Katastrophe zum 7. Mal. Das ist eine lange Zeit und die Welt hat seitdem viele neue Katastrophen gesehen. Dass wir trotzdem nicht vergessen sind, dass es gerade da, wo ich eine sorgenfreie Kindheit verbringen durfte, in meiner Heimatstadt Eichstätt, viele Menschen gibt, die uns bis heute die Hand reichen, dafür möchte ich im Namen aller Mitarbeiter hier in Sri Lanka und in Deutschland, ganz besonders aber stellvertretend für all die Menschen, in erster Linie für die Kinder, denen wir Schutz, Hilfe und oft auch Heimat und Hoffnung schenken durften und dürfen DANKE sagen.

Für das Jahr 2012 habe ich mir vorgenommen, noch stärker als bisher Einheimische für den Einsatz vor Ort zu gewinnen, die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen zu stärken und alles zu tun, damit es eines Tages auch ohne mich weitergehen kann.
Ich wünsche Ihnen von Herzen schöne Feiertag und Gesundheit, Freude und tiefe Momente im Jahr 2012

Albert Einstein sagte einmal:
“Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein
unglückliches Kind auf Erden gibt.“


Also lassen sie uns gemeinsam alles versuchen, damit es weniger Tränen und mehr Lächeln in den Gesichtern von Kindern gibt

Ihr
Michael Kreitmeir